Erster kurs "Klassisch gesundes Reiten"

Nach einiger Vorbereitung war es endlich soweit: Meine Freundin Nadine Plaumann ("reiten physiologisch") und ich haben am 09.04.16 unseren ersten gemeinsamen Kurs zum Thema "klassisch gesund reiten" in Scharnebeck durchgführt. 6 motivierte Teilnehmer (2- und 4-beinig) und herrliches Wetter! Neben Sitzübungen gab es auch Reitunterricht - das schreit nach Wiederholung!


Kurstermin "Klassische Bodenarbeit" in Iddensen (bei Nenndorf)

Am 01.10. gebe ich von 10-15 Uhr einen Kurs zum Thema klassische Bodenarbeit (und gerne auch langer Zügel) auf dem Kastanienhof in Iddensen. Der Kurs richtet sich an Einsteiger und Fortgeschrittene und ist eine Mischung aus Theorie und Praxis. Bei Interesse meldet euch gerne bei mir oder direkt bei Isabell Kappe (0171 - 196 38 60). Preis inklusive Mittagessen ist 58€ für aktive Teilnehmer, Zuschauer zahlen 25€. Wir freuen uns auf euch!

Hier kommt der Nachschlag: Ein kleines Video zum Kurs!


Neue Termine 2017

Es gibt die ersten, neuen Termine für 2017: Raus aus dem Winterschlaf ;):

Am Samstag, den 27.05., gebe ich den oben genannten Grundlagenkurs Bodenarbeit in Langenrehm. Auch dort findet am 10.06. der nagelneue Kurs "Reiten mit feinen Hilfen" statt. Nähere Informationen und Anmeldung über eBay Kleinanzeigen oder direkt bei mir! 


Grunlagenkurs Bodenarbeit am 28.05.17

Heute, bei herrlichem Wetter, fand der Grundlagenkurs Bodenarbeit auf einer privaten Reitanlage hier ganz in der Nähe statt. Sonnenschein, motivierte und glückliche Teilnehmer, leckeres Essen und interessierte Vierbeiner - so macht das Leben als Trainerin Spaß ;o). Ich freue mich immer wieder zu sehen, wie schnell Pferde und Reiter an der zunächst ungewohnten Arbeit Spaß finden!


Klassisch Gesund 2.0

Am Samstag, den 22.07.17, findet in der Nähe von Scharnebeck erneut ein Kurs zum Thema "Klassisch Gesund Reiten" statt. Da Nadine und ich nun beide an der Ergänzungsqualifkation "Sitz und Gleichgewicht" teilgenommen haben, freuen wir uns schon sehr darauf, gemeinsam diesen Mix aus Sitzschulung, Reitlehre und Physiotherapie anbieten zu können. Auf dem Programm stehen neben Arbeit an der Hand und Sitzübungen am Boden auch ein Physiocheck der Pferde und eine Einzeleinheit Reitunterricht.


Gestern war es nun soweit: Der Kurs "Klassisch Gesund Reiten" fand in Scharnebeck statt und war ein voller Erfolg! Bei diesem Kurs verbinden wir funktionale Reitlehre und Physiotherapie. Wieder einmal zeigte sich, dass sich beides optimal ergänzt: Die Pferde wurden von Nadine physiotherapeutisch durchgecheckt und von mir es gab eine Reiteinheit mit Schwerpunkt Sitzschulung und gesunderhaltendes Reiten. Nebenbei wurde durch Sitzübungen am Boden das Körpergefühl geschult. Schnell zeigten sich deutlich sichtbare Verbesserungen sowohl bei den Pferden als auch bei den zweibeinigen Teilnehmern und es wurde deutlich: Sitzschulung trägt unmittelbar und spürbar zum Wohlbefinden und zur Gesunderhaltung des Pferdes bei. Falls auch ihr einmal Lust auf einen solchen Kurs habt - einfach melden! 


zu Gast an der Escola de Equitacao in Waal

Fotos: Paulina Vogelsang Photography

 

Dank meiner wunderbaren Freundin Christina Däubler-Vogelsang konnte ich einen Block der Escola de Equitação in Waal als Besucherin miterleben. Christina durchläuft dort, gemeinsam mit anderen Teilnehmern, die dreijährige Fortbildung bei Manuel Jorge de Oliveira. In den Sommerferien habe ich daher die Chance genutzt und sie auf einem der Fortbildungsblöcke begleitet. Außerdem habe ich auf dem großartigen Galitho eine Reitstunde bei Christina Wunderlich genießen dürfen.

 

Worum geht es?

Das Schlagwort dort ist Gleichgewicht. Immer wieder findet sich in der klassischen Pferdeausbildung die Forderung nach dem inneren und äußeren Gleichgewicht von Pferd und Reiter als Basis für Versammlung und harmonische Verständigung mit dem Pferd. Nur wenn beide im absoluten körperlichen und seelischen Gleichgewicht sind, baut sich diese besondere Energie auf, die das Reiten zur Kunst macht. 

Die Grundlage für ein ausbalanciertes, das heißt sich im Gleichgewicht bewegendes, Pferd sind dabei die Seitengänge. Besonders über das Schulterherein, das Konterschulterherein und das Travers bzw. Renvers bekommt das junge Pferd ein Körpergefühl, auf dem alle weiteren Lektionen aufbauen. In Waal wird z.B. jeden Morgen eine Schrittrunde von etwa 20 Minuten geritten, in der alle Pferde fast ausschließlich auf verschiedenen Linien in Seitengängen bewegt werden, um Verspannungen aufzuspüren und zu lösen. Das kräftigt die Muskulatur und richtet die Pferde gerade.

Extrem geachtet wird dabei auf die korrekte Linienführung: Ecken sind Ecken, Zirkel sind tatsächlich Zirkel und Geraden sind Geraden - und zwar wirklich gerade! Das ist eine wahnsinnig anspruchsvolle Arbeit für Pferd und Reiter, die beiden volle Konzentration abverlangt. Besonders das Reiten einer korrekten geraden Linie (wie zum Beispiel der Mittellinie) ist eine gute Überprüfung, wie weit man bereits beim Geraderichten seines Pferdes gekommen ist. Auch Übergänge lassen sich auf einer absolut gerade Linie trainieren. Versucht es einmal, es ist deutlich schwerer, als man meint!

Ich habe in den Tagen, die ich in Waal dabei sein durfte, auf jeden Fall unglaublich viel Neues gelernt und erfahren, sehr lockere und rittige Pferde erlebt und mich wieder einmal dabei ertappt, dass ich noch mehr an meiner Genauigkeit arbeiten muss, denn: "It's all in the details"! Wer sich für die Arbeit dort interessiert, dem sei das Buch "Vertikal I" empfohlen, in dem die Grundlagen des ersten Fortbildungsjahres anschaulich und sehr genau erklärt werden. Vertikal II und III werden in den nächsten Jahren folgen!

 

Tausend Dank an Christina für diese tolle Erfahrung und an Paulina Vogelsang für die schönen Fotos!


Photoshooting mit Nouri und Nadine

Am 08. Oktober, bei herrlichem Sonnenschein, bekam ich Besuch von Nadine - sie behandelt nämlich nicht nur Pferde, sondern fotografiert sie auch! Wir zwei hatten großen Spaß und haben nach dem "Shooting" noch einen gemeinsamen Spaziergang mit Nouri gemacht. Eine kleine Auswahl der Fotos seht ihr unten, solltet ihr auch einmal Interesse an einem Fotoshooting haben meldet euch gern bei Nadine (https://www.reiten-physiologisch.de).


Dürfen wir Pferde reiten?

Diese Frage stellt sich wohl jeder Reiter zwangsläufig. Fakt ist: Falsches Reiten schadet den Pferden, und Tieren zu schaden ist, zu recht, eine Straftat. Sind wir also kriminell, weil wir reiten? Ist das Reiten ein "vernünftiger Grund", mit dem ich einem Tier laut Paragraph 1 des Tierschutzgesetzes, zumindest kurzfristig, Schaden zufügen darf? Sicher nicht, also bleibt uns wohl nur, wie von PETA schon länger gefordert, das Reiten aufzugeben und unsere Pferde auf der Weide zu beobachten?

 

Ich habe gestern eine, wie ich finde, sehr interessante Dokumentation gesehen, die mich, erneut, ins Grübeln gebracht hat, ob und wie ich reiten darf. Denn unbestritten sind Pferde für uns Menschen ein großer Schatz, mit dem wir achtsam umzugehen haben. Deutlich wurde in dem Film, welche Potenziale Pferde in uns wecken und entwickeln können, nicht umsonst wurden sie in fast allen Religionen mit den Göttern in Verbindung gebracht. Das Reiten und der Umgang mit Pferden können uns erfüllen und uns näher zu uns selbst und zum Sinn unseres Lebens führen, also ein klarer Grund dafür, dass wir reiten sollten. Aber, und hier kommt das große aber: Reiten bedeutet Macht. Pferde sind unheimlich kraftvolle und starke Tiere, die allerdings sehr leicht für uns "beherrschbar" werden: An ihrem Kopf sitzen zahllose Nervenenden, auf die wir in Maul und/oder Nase mehr oder weniger stark einwirken. Die Schmerzen (oder zumindest das Unwohlsein) nutzen wir Menschen unter anderem dafür, um das Pferd zu lenken und anzuhalten. Außerdem, und das hat mich wirklich erschreckt, legen Studien nahe, dass der Rücken des Pferdes, anders als behauptet, NICHT zum Tragen eines Menschen geeignet ist. Auch mit passendem Sattel stellen sich beim Pferd spätestens nach 15 Minuten angeblich erste Symptome von Unterversorgung ein, die mit dem "Einschlafen" von Armen und Beinen bei uns Menschen vergleichbar sind: Zuerst ein Kribbeln, dann ein Schmerz und irgendwann Taubheitsgefühle. In der Konsequenz hieße das also: Reiten ja, aber nicht länger als 15 Minuten. Dürfen wir also überhaupt reiten?

Ich denke ja. Sicher, es gibt sehr viele, auch im Film gezeigte, unschöne Beispiele von Reiterei, die aus meiner Sicht nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar und daher auch nicht zu verantworten sind. Viele Pferde nehmen durch die Reiterei körperlich Schaden, haben eine extrem verkürzte Lebenserwartung oder leiden dauerhaft unter Schmerzen. Aber es gibt auch andere Wege, und zum Glück kommen in der Dokumentation Pferdemenschen zu Wort, die sich durch einen liebevollen Umgang und ein absolutes Verständnis für Pferde auszeichnen - und die, bis auf einen, TROTZDEM reiten. Uns Reitern sollte stets die Verantwortung bewusst sein, dass wir über ein anderes Lebewesen Macht übernehmen und dass dieses Lebewesen uns, im wahrsten Sinne, mehr oder weniger wehrlos "erträgt". Ich finde es daher schwierig, dieses "Ertragen" für sportliche Zwecke zu nutzen, denn Ehrgeiz und Macht sind, so zeigt die Geschichte immer wieder, leider selten gute Freunde. Gutes Reiten beginnt also damit, den Ehrgeiz los- und sich auf das Tier Pferd einzulassen. Auch einmal außerhalb der "Reitstunde" gemeinsam Zeit zu verbringen und sich zusammen treiben zu lassen. Wie sagte Linda Kohanov in der Dokumentation so treffend: Wir sind auf dem Rücken der Pferde quasi in deren zu Hause zu Gast, und sollten uns daher dort auch wie ein Gast benehmen.  Oder Mark Rashid: Wenn man das Reiten auf diese Weise betreibt, wird das Ziel unwichtig, sondern der Weg und die gemeinsame Zeit mit dem Pferd werden zum Sinn und Ziel der Reiterei. Dann werden wir immer wieder erfahren, dass wir das Pferd gar nicht "beherrschen" müssen, sondern dass diese wunderbaren Tiere ganz von sich aus begeistert mitarbeiten und uns quasi auf ihren Rücken "einladen". Und die 15 Minuten? Nun, für ein nicht oder schlecht ausgebildetes Pferd gilt dieses sicherlich. Auch darum sollte man dem Pferd ausreichend Zeit geben, die entsprechende Muskulatur zu entwickeln, BEVOR man sich auf den ohnehin schwachen Rücken setzt. Dann habe ich die Hoffnung, mein Pferd sein ganzes Leben lang ohne körperliche Schäden reiten, ja, sogar körperlich formen und zum Positiven entwickeln zu können. 

 

Also, ich reite - wenn auch weiterhin mit großer Vorsicht und Achtsamkeit - und genieße bewusst jede Minute im Sattel als Geschenk meines Pferdes an mich. 


Celina und Floh

Über dieses Bild habe ich mich sehr gefreut: Es kommt von meiner jüngsten Reitschülerin und zeigt uns gemeinsam beim Langzügelunterricht mit ihrem Shetlandpony Floh. Die beiden sind ein tolles Team und haben schon große Fortschritte gemacht: Mittlerweile erklärt Celina ihrem Pony geduldig das Schulterherein. Danke, Celina!


Ohne Ende ins Gelände?

In der letzten Ausgabe der Cavallo stand in einem der Artikel, "Geländepferde" bedürften keiner weiteren Gymnastizierung. Daraufhin habe ich ihnen gleich den folgenden Leserbrief geschrieben:

 

 

Liebes Cavallo-Team,

 

 

 

seit ich vor 20 Jahren mein Pony bekommen habe, lese ich nun Ihre Zeitung. Mittlerweile bin ich Trainerin im Bundesverband für klassisch-barocke Reiterei, und das aus gutem Grund: Der konsequenten Gymnastizierung zur Gesunderhaltung der Pferde! Entsprechend aufgestoßen ist mir daher Ihre Behauptung in dem Artikel „Der Irrtum reitet mit“, „Geländepferde“ bedürften keiner weiteren Dressurarbeit. Ich finde diese Behauptung irreführend und sogar gefährlich. Vorneweg gesagt, den aufgezählten positiven Aspekten der Arbeit im Gelände stimme ich sofort zu, das Reiten im Gelände ist für mich gleichzeitig Training und Endziel meiner Ausbildung. Dieses kann jedoch aus meiner Sicht nur auf der Grundlage einer parallelen, gründlichen Gymnastizierung wirklich pferdeschonend geschehen. Nur wenn das Pferd über die Entwicklung von Balance und Gleichgewicht gelernt hat, seinen Körper und seine Muskulatur richtig einzusetzen, kann es langfristig den Reiter tragen, ohne selbst dabei Schaden zu nehmen. Nicht umsonst nimmt die reelle körperliche Ausbildung eines Pferdes bis hin zur vollen Versammlungsfähigkeit mehrere Jahre in Anspruch. Erst mit der einsetzenden Militärreiterei wurde der Anspruch an die Gymnastizierung hinter der schnellen, wirtschaftlichen Nutzbarkeit der Pferde zurückgestellt – man brauchte in kurzer Zeit eine große Anzahl an Pferden, die von größtenteils „ungeschultem Personal“ ausgebildet werden mussten, für die gründliche Ausbildung fehlte schlichtweg die Zeit. Aber selbst im Grundlagenwerk der Militärreiterei, der H.Dv 12, ist dem großen Stellenwert einer sinnvollen Gymnastizierung Rechnung getragen, denn schließlich musste das „Pferdematerial“ geschont werden und möglichst lange einsetzbar sein. Fazit: Ohne eine entsprechende Dressurarbeit schadet das Reiten im Gelände letztendlich dem Pferd. Natürlich werden wenig geübte Reiter damit Schwierigkeiten haben, so wie Frau Welter-Böller anführt. Aber bitte, Reiten war nun einmal schon immer eine höchst komplexe Angelegenheit, und wenn ich mich auf ein Pferd setzen möchte, habe ich auch die Verantwortung, mich und mein Pferd stetig fortzubilden (siehe Ethische Grundsätze der FN!). Nichtwissen kann daher keine Entschuldigung für Nichttun sein! Ein Reiter, der „keine besonders hohen Ansprüche an die Ausbildung seines Pferdes stellt“, wie es in dem Artikel so schön heißt, ist kein Reiter und sollte lieber zum Mountainbike greifen, wenn er im Gelände unterwegs sein möchte. Das weit verbreitete Unwissen bzw. die Gedankenlosigkeit im Bezug auf den Partner Pferd führen dazu, dass laut verschiedener Untersuchungen Pferde im Durchschnitt eine „Nutzungsdauer“ von 4-5 Jahren haben, also etwa 7-8 Jahre alt werden. Dieses zu entschuldigen und zu fördern, kann nicht Ziel Ihrer Zeitschrift sein.

 

Zum Abschluss noch eine kleine Geschichte, die deutlich zeigt, wohin das von Ihnen in Ihrem Artikel befürwortete Ausreiten auf nicht entsprechend ausgebildeten Pferden führt: Am Wochenende war ich mit meinem Hund auf einem breiten Fuß- und Reitweg unterwegs, als mir zwei Reiterinnen entgegenkommen. Beide Pferde liegen tonnenschwer auf Vorhand und Zügel und traben nebeneinander wie zwei Dampfwalzen auf mich zu. Ich verkrümele mich also samt Hund auf den Grünstreifen und rufe den beiden Reiterinnen zu, dass man bei Gegenverkehr von Fußgängern eigentlich grundsätzlich zum Schritt durchzuparieren habe. Beide donnern an mir vorbei, die eine Reiterin ruft mir noch über die Schulter ein „Geht nicht!“ zu und weg waren sie. Natürlich „geht das“ in diesem Moment nicht: Das Pferd hat sein gesamtes Gewicht auf der Vorhand, ist völlig aus der Balance gekommen und kann so nur unter großem Kraftaufwand und mit entsprechend langer „Anlaufzeit“ durchpariert werden. Wer allerdings nicht in der Lage ist, sein Pferd auf gerader Strecke auf den Punkt durchzuparieren, stellt eine Gefahr für sich und alle anderen dar und gehört meiner Meinung nach nicht ins Gelände, sondern in die Reitbahn, mitsamt einem guten Trainer, der beiden die Grundlagen feiner, harmonischer Verständigung beibringt.

 

Ich würde es daher sehr begrüßen, wenn Sie dieses in der nächsten Ausgabe richtig stellen und auf den Wert einer gründlichen Ausbildung auch für das Reiten im Gelände noch einmal hinweisen könnten. Denn wenn in Ihrer Zeitschrift „keine hohen Ansprüche an die Ausbildung“ gestellt werden, ist es leider nicht mehr meine Zeitschrift!

 

 

 

Annika Heimann, Hamburg

 


Besuch bei "Cavalluna" in Hamurg

Man kann ja Pferdeshows gegenüber eingestellt sein, wie man will: Auch ich sehe sie teilweise, besonders wegen der Haltungsbedingungen der Showpferde, eher kritisch. Außerdem habe ich immer ein schlechtes Gefühl, wenn Tiere aus kommerziellen Gründen zur Schau gestellt werden. Trotzdem habe ich mich natürlich gefreut, von meinen Eltern zum Geburtstag eine Eintrittskarte für "Cavalluna" in Hamburg zu bekommen. Und ich war erleichtert: Fast durchgehend waren die Pferd-Reiter-Paare harmonisch und es ist schön, wenn klassische Reitkunst so auch einmal einer größeren Reiterschar gezeigt wird - ein angenehmer Gegenpol zur Sportreiterei! Besonders beeindruckt hat mich an diesem Tag jedoch nicht die Reiterei, sondern die Freidressur: Sylvie Willms zeigte mit ihrer bunt gemischten Herde, dass selbst in einer so "unnatürlichen" Umgebung wie einer Pferdeshow kleine Lichtmomente voller Ruhe und Vertrauen entstehen können. Bewundernswert, denn mir fällt es schon schwer genug, ZWEI Pferde im Roundpen zu koordinieren ;o)… Das Video ist zwar nicht von der aktuellen Show, aber ich wünsche trotzdem viel Spaß beim Zusehen!


Warum ich die ARbeit an der Hand so mag...

Neulich in einer Reitstunde wurde mir wieder einmal bewusst: Ich bin so dankbar, dass ich im Rahmen meines Trainerscheines auch die klassische Arbeit an der Hand kennenlernen und für mich entdecken durfte! Es ging dabei um eine Stute, die krankheitsbedingt muskulär stark abgebaut hatte und durch eine bereits abgeheilte Verletzung am Hals noch immer sehr verspannt war. Die Besitzerin beschrieb mir die Stute zusätzlich als eher schwierig und misstrauisch, die Grundhaltung war daher: Schauen wir mal...

Dann passierte, was so oft bei der Arbeit an der Hand passiert und für mich den ganz besonderen Reiz ausmacht - innerhalb weiniger Minuten waren die Stute und ich unter einer "Glasglocke" der gemeinsamen Konzentration aufeinander abgetaucht. Ich merke in solchen Situationen immer, wie ich plötzlich aufhöre, zu erklären, und mich dafür ganz dem Pferd neben mir zuwende. Es ist wirklich schwer zu beschreiben, aber ich habe immer wieder das Gefühl, durch diese Arbeit in noch direktere Kommunikation mit dem Pferd treten zu können. Dabei ist äußerlich meist gar nicht viel zu sehen und sicher nicht viel Spannendes "los", die eigentliche Arbeit findet eher durch den gemeinsamen Dialog und kleinste Veränderungen in der Bewegung statt. Gezielt kann zum Beispiel ein besonderes Bein, eine bestimmte Muskelgruppe oder auch nur ein einzelnes Gelenk "angesprochen" werden, aber die Veränderungen sind immer wieder wundervoll zu sehen. Plötzlich werden die Schritte erhabener, der Rücken wölbt sich, das gerade noch träge Hinterbein fußt fleißig mit, ein zufriedenes Kauen und Abschnauben wird hörbar. Auch und besonders nervöse Pferde scheinen es regelrecht zu genießen, sich einmal in einen Moment völliger Konzentration fallen lassen zu können, ein nur scheinbarer Widerspruch. Im Nachhinein kann ich meist kaum erklären, was ich genau gemacht habe, wo meine Hand gerade war, wie die Hilfen genau gegeben wurden - das macht es so schwierig, die Arbeit an der Hand zu unterrichten und zu erlernen, denn der Kern dieser Arbeit ist tatsächlich kaum sichtbar und muss eigentlich von jedem selber erfahren werden. Deshalb saßen wir während des Kurses auch oft ratlos am Rand, wenn wir Herrn Hinrichs bei der Arbeit an der Hand beobachteten, und sahen - nichts! Nur eine unbeschreibliche Veränderung bei den Pferden... 

Und die Stute aus der Reitstunde? Sie entspannte sich zusehends, wölbte immer wieder ihren schwachen Rücken auf und konnte am Ende nach gezielten Flexionen sogar die ehemals verletzte Halsseite dehnen. Also auf in das Abenteuer Arbeit an der Hand, es lohnt sich so sehr!


Die Macht des guten Wortes

Eigentlich wäre dieser Text ein Fall für Nouris Tagebuch, aber da er nicht nur Nouri und auch nicht nur Jungpferde betrifft, landet er hier im Blog. Immer wieder begegne ich in meiner Arbeit mit und ohne Pferd dem Thema Lob. Zur Zeit mache ich zum Beispiel gerade eine Fortbildung zu problematischem Schülerverhalten, und auch da spielt das Lob eine große Rolle. Was bewirkt Lob, und warum verwende ich es? Zunächst einmal der typische 3-Schritt: Ich fordere etwas ein, dann schaue ich, ob das Kind/Pferd meiner Aufforderung nachkommt, und dann folgt, falls es das nicht tut, eine negative Konsequenz. Reagiert das Kind/Pferd wie gewünscht, passiert meist, und da seien wir mal ehrlich - gar nichts.  Aber wir müssen uns immer wieder klar machen, dass niemand unserer Aufforderung nachkommen MUSS!!! Nur weil ich etwas SAGE heißt das nicht, dass ich automatisch davon ausgehen kann, dass dieses dann auch wirklich passiert! Ich bin darauf angewiesen, dass der andere auch das machen MÖCHTE, was ich sage, und darum brauche ich das Lob. Nicht als "Leckerli", um mein Kind/Pferd zu konditionieren. Sondern als Klebstoff für eine gute Beziehung, denn es zeigt dem anderen: "Hey, ich habe GEMERKT, dass du mich verstanden hast und gemacht hast, was ich wollte!" Es drückt Respekt und Anerkennung aus, und das ist doch das Mindeste, was mein Gegenüber von mir erwarten können sollte. Also heißt der  "erweiterte 3-Schritt": Aufforderung - Kontrolle => LOB oder aber Kontrolle => Konsequenz, wenn meine Aufforderung nicht beachtet wurde. Besonders loben sollte ich übrigens, wenn mein Gegenüber schon wie gewollt reagiert hat, noch BEVOR ich die Aufforderung aussprechen musste, denn das ist ein besonderes Zeichen von Bindung! Sind Sie zum Beispiel schon einmal nach Hause gekommen, und Ihr Kind hatte sein Zimmer bereits aufgeräumt? Oder es hat sich abends ALLEIN die Zähne geputzt, ohne dass Sie es erinnern mussten?

Wie oft gehen kleine Freundlichkeiten unseres Pferdes an uns unter: Ein Seitwärtsweichen, das automatische Hufgeben, Stillstehen. Im Umgang und besonders im Training sollte ein Pferd immer die Rückmeldung erhalten, ob es richtig reagiert hat, nur dann wird es dieses Verhalten auch weiterhin zeigen. Dabei reicht schon ein kurzes Wort, um dem Pferd deutlich zu machen, dass man es und sein Verhalten wahrnimmt. Also loben Sie bitte immer und ausgiebig, entweder als Bestärkung zwischendurch oder nach einem gelungenen Abschluss einer Sequenz. Ganz abgesehen vom positiven Trainingseffekt stärken Sie nämlich so auch noch die Beziehung, und beide fühlen sich gleich viel wohler. Gut, oder?


Mal  anders gedacht

 

Schaut man sich die aktuelle Diskussion im Netz und auf Foren an (was ich, Gott sei Dank, nur in homöopathischen Dosen tue), ist der negative Ton gegenüber anderen Ausbildungswegen und die damit verbundene Unsicherheit sehr auffällig. Selbst große Pferdezeitschriften (siehe meinen Leserbrief weiter unten und den Leserbrief der Oliveira Stables) beteiligen sich, aus meiner Sicht leider sehr schlecht informiert und recherchiert, an der Diskussion und heizen sie so weiter an. Ich habe mir aufgrund dessen in den letzten Tagen und Wochen noch einmal vermehrt Gedanken auch über meinen eigenen Ausbildungsweg gemacht, und besonders zwei Punkte scheinen mir dafür entscheidend:

 

1. Die Sache mit dem Vorwärts-abwärts

Besonders an dieser Frage erhitzen sich die Gemüter. Ausbildern, die das Vorwärts-abwärts kritisieren (insbesondere den Oliveira Stables) wird immer wieder tierschutzwidriges und pferdeschädigendes Verhalten unterstellt. Die Verfechter behaupten, vereinfacht gesagt, dass nur über das Vorwärts-abwärts eine korrekte Ausbildung möglich sei und dass ansonsten die Pferde verspannt, nicht losgelassen und schlecht bemuskelt seien. Eine „klassische“ Grundlage für das Vorwärts-abwärts gibt es nicht: Erst im Zuge der Militärreiterei begann man, die Pferde durch gezieltes Dehnen zu lösen. Wohlgemerkt, ich spreche hier nur von einem „korrekten“ Vorwärts-abwärts und blende sämtliche Auswüchse, angefangen von Schlaufzügeln bis hin zur Rollkur, komplett aus. Ein Experte der Cavallo führt an, dass sich das Reitpferd über die letzten Jahrzehnte extrem verändert habe und der neue, moderne Pferdetyp auf diese Art der Ausbildung angewiesen sei. Und genau hier findet sich, allerdings gut versteckt, mein Argument dagegen: Pferdeausbildung war, bis zum Beginn des letzten Jahrhunderts, Expertenaufgabe. Diese Reitmeister haben es seit Jahrhunderten fertiggebracht, Pferde bis hin zur Hohen Schule auszubilden, ganz ohne jemals an Vorwärts-abwärts zu denken. Erst im Zuge der Massenreiterei (zuerst kriegsbedingt, dann als Freizeitvergnügen) taucht es auf, verbunden mit einem neuen, massentauglichen Sportpferd. Warum? Der alte Pferdetyp war deutlich diffiziler auszubilden, man musste die Anatomie genau bedenken und entsprechend vorgehen. Ein Reiten auf der Vorhand hätte hier niemals stattfinden können, die Pferde hätten es schlichtweg psychisch und physisch nicht toleriert. Das neue Sportpferd aber ist von seinem Körperbau und auch von seiner Psyche her ein nahezu perfektes „Designerpferd“, das auch einem durchschnittlichen Reiter ein angenehmes Reitgefühl vermittelt. Das Vorwärts-abwärts hat sich also nicht durchgesetzt, weil das „neue Pferd“ es benötigt, sondern, böse ausgedrückt, weil es sich nicht dagegen wehrt. Die Pferde kommen also nicht wegen, sondern trotz dieser Reiterei zu guten Ergebnissen. Wer nicht durchhält, wird aussortiert.

 

Wie ist nun aber der andere, „klassische“ Weg ohne vorwärts-abwärts? Auch hier darf und muss sich das Pferd selbstverständlich dehnen! Muskeln können sich nicht von alleine wieder entspannen, sondern müssen von einem anderen Muskel in die Entspannung gezogen werden – daher hat jeder Muskel im Körper für genau diesen Zweck einen Gegenspieler. Auch mein Pferd darf und soll sich daher dehnen, allerdings nur in einer Pause, also im Stand oder im Schritt, und dann auch nur kurz. Denn alles andere stört das zuvor durch meine Arbeit aufgebaute Gleichgewicht. Es gibt folglich aus meiner Sicht gar keinen Grund für Grabenkriege und Anfeindungen: Alle sind sich einig, dass sich ein Pferd während der Arbeit immer wieder dehnen können muss. Ich muss nur darauf achten, dass ich mein Gleichgewicht nicht verliere und das Pferd dadurch auf die Vorhand fällt – was es, meiner Meinung nach, auch im „korrekten“ Vorwärts-abwärts immer wieder tut.

 

 

2. Die Sache mit der Anlehnung

Ein weiterer oft genannter Kritikpunkt ist, dass „klassisch“ ausgebildete Pferde ständig in absoluter Aufrichtung gefangen seien und sich dadurch nicht korrekt und losgelassen bewegen könnten. Andererseits wird auf Videos der Oliveira Stables teilweise kritisiert, die Pferde liefen „mit durchgedrücktem Rücken und Unterhals“, was einer klassischen Ausbildung widerspreche. Zuallererst einmal möchte ich den Oliveria Stables für alle geposteten Videos ein großes Lob aussprechen: Sie zeigen den dort gewählten Ausbildungsweg ungeschönt und ehrlich, und das erfordert eine Menge Mut! Andere Ausbilder haben diesen Mut oft nicht und schmücken sich im Nachhinein lediglich mit dem perfekten Ergebnis. Und dazu gehört auch, dass ein junges bzw. ein wenig ausgebildetes Pferd sein neues Gleichgewicht mit dem Reiter erst einmal finden muss. Selbstverständlich versucht es dann als allererstes, sich über seinen Hals auszubalancieren. Nun habe ich als Reiter und Ausbilder zwei Möglichkeiten: Ich kann, sei es durch Ausbinder oder das oben genannte Vorwärts-abwärts, diese Suche nach dem Gleichgewicht unterbinden und dem Pferd eine Position vorgeben, die nach öffentlicher Meinung „schön“ und gefällig aussieht. Oder ich akzeptiere die Suche nach dem Gleichgewicht, gebe dem Pferd Zeit und vor allem genug Raum, sich von allein auszubalancieren, und verzichte dafür vielleicht, zumindest im Anfangsstadium, auf eine film- und fotogerechte Optik. Das tue ich aber stets im Vertrauen darauf, dass, hat mein Pferd sein Gleichgewicht erst einmal gefunden, es sich in seiner natürlichen, balancierten Aufrichtung umso schöner zeigen und präsentieren wird. Richtig verstanden hat eine solche Ausbildung also weder etwas mit „schlechtem Reiten“ noch mit „absoluter Aufrichtung“ zu tun. Wenn sich das Pferd von alleine ausbalancieren kann, nimmt es diese Haltung automatisch und freiwillig ein, und ist zu keinem Moment gezwungen, in dieser Haltung zu bleiben. Gleichgewicht ist immer dynamisch und nie statisch, daher wird einem korrekt ausgebildeten Pferd auch immer erlaubt werden, sich über seinen Hals und seinen Körper in jeder neuen Bewegung frei auszubalancieren.

 

 

Ich bin also durch die Diskussion lediglich bestärkt darin, wie ich mein Pferd ausbilden möchte. Aus meiner Sicht ist es auch völlig egal, in welcher Reitweise man unterwegs ist, solange Eines im Vordergrund steht: Das psychische und physische Wohl des Pferdes! Daher bitte ich euch: Verschließt nicht die Augen, hinterfragt euch täglich kritisch, lasst eure Arbeit immer wieder von Fachleuten überprüfen und handelt sofort, wenn ihr eine negative Entwicklung spürt. Haltet euch so gut wie möglich von allem fern, was euch und eurem Pferd nicht gut tut und wenn ihr einmal, was ich euch sehr wünsche, auf jemanden treffen solltet, der mit eurem oder seinem Pferd zu besseren Ergebnissen kommt als ihr, dann nehmt diese Chance unbedingt wahr! Fragt nach, schaut ihm oder ihr auf die Finger, versucht, so viel wie möglich daraus zu lernen und redet positiv über seine oder ihre Leistung. Eure Pferde werden es euch in jeder Hinsicht danken!


Die kleine Kuh im Kopf...

Oft sind es gerade die kleinen und einfachen Dinge, die einen großen Erfolg bringen, wie etwa meine kleine schwarze Kuh, die mich manchmal in meine Reitstunden begleitet - natürlich nur im Kopf... Besonders bei Pferden, denen die Energie, Konzentration und Spannung noch fehlt, wirkt das teilweise Wunder: Ich stelle mir einfach meine kleine "Gegnerin" vor, die auf dem Reitplatz steht und mich frech anblinzelt. Da diese kleinen Tierchen ziemlich fix sind, heißt es volle Konzentration und niemals aus den Augen lassen! Auf dem Bild steht meine kleine Partnerin mitten auf dem Zirkel - Jacks und meine Aufgabe ist es, dass sie auch dort bleibt! Also machen wir ein leichtes Schulterherein, damit wir unsere Kuh besser im Blick behalten und schneller reagieren können, falls sie sich aus dem Staub machen will. Zum Erarbeiten von Paraden flüchtet meine kleine Kuh gerne auch mal in eine Ecke, denn dann reitet man besonders langsam und bewusst auf die Ecke zu - man will sie ja nicht vertreiben, sondern in der Ecke halten.  Und wer etwas mehr Action mag, lässt die Kuh zum Angriff blasen: Dann machen Kehrt- und Traversvolten plötzlich auch noch mehr Sinn 😉! Ich könnte immer wieder schwören, dass die Pferde meine Kuh auch sehen, und das Tolle an diesem neuen Haustier ist: Es lässt sich gut transportieren und ihr müsst nicht einmal den Stall saubermachen 😀!


Von Energie und Gleichgewicht

Oftmals wird unterschätzt, wie sehr Reiten, richtig betrieben, nicht nur den Körper unseres Pferdes, sondern auch unseren Körper und damit unsere Psyche formt. Nicht umsonst heißt es immer wieder, dass Reiten kein Sport, sondern eine Lebensaufgabe sei. Seitdem ich mich mit dem Herzen der klassischen Ausbildung von Pferden geöffnet habe, verstehe ich immer besser, was dieser Satz bedeutet und wie die Zusammenhänge funktionieren. Ziel der klassischen Ausbildung ist die innere und äußere Balance, ein harmonisches Gleichgewicht. Dafür braucht es einen tiefen Körperschwerpunkt (Sally Swift nannte diesen Prozess das „Reiten aus der Körpermitte“), der gleichzeitig dazu führt, dass unser Körper keine Spannung aussendet. Von einer solchen Person geht eine positive, entspannte, ruhige, angenehme Ausstrahlung aus – bestimmt ist jede/r schon einmal einem solchen Menschen begegnet. Natürlich kann ein solcher Mensch auch gezielt Energie aufbauen (zum Beispiel in Konflikt-, Trainings- oder Spielsituationen), diese ist aber punktuell und, das ist ganz wichtig, danach sofort wieder verschwunden. Keine stundenlangen Streitgespräche, kein tagelanges „Beleidigtsein“. Diese Menschen sind klar in ihrer Körpersprache und in ihren Bewegungen und erreichen dadurch scheinbar nahezu mühelos ihre (reiterlichen) Ziele. Wir fühlen uns im Umfeld dieser Menschen besonders wohl, denn einerseits können wir uns ihrer Energie anpassen und uns so ebenfalls beruhigen, zweitens agieren sie vorhersehbar und nachvollziehbar. Auch Pferde reagieren instinktiv darauf und schließen sich ihnen gerne an.

 

 

Dadurch, dass wir Reiter*innen im Umgang und Training mit dem Pferd immer an unserem tiefen Schwerpunkt arbeiten, verändert sich auch unser Körper: Wir werden ausbalancierter, geschmeidiger und richten uns vermehrt auf – im besten Fall ein positiver Kreislauf. Unsere Körperhaltung hat aber immer auch einen direkten Einfluss auf unsere Psyche und umgekehrt: Fühle ich mich unsicher, werde ich den Kopf einziehen, habe ich viel Stress, werden sich schnell auch die Muskeln verspannen. Irgendwann kommt man daher in der ernsthaften Pferdeausbildung unweigerlich an den Punkt, wo das reine äußere Gleichgewicht nicht mehr ausreicht – bin ich nicht im „inneren Gleichgewicht“, kann ich meinen Körperschwerpunkt nicht sinken lassen und auf die oben beschriebene Art fein mit meinem Pferd kommunizieren. Bald kommen daher die entscheidenden Fragen auf: Was oder wer ist mir in meinem Leben wirklich wichtig? Was sind meine Ängste? Was sind meine ganz eigenen Lebensziele? Was tut mir gut, was nicht? Genau aus diesem Grund reagieren Menschen immer wieder während oder nach intensiven Reiteinheiten mit emotionalen Gefühlsausbrüchen, denn plötzlich lösen sich über äußere Verspannungen auch innere Blockaden und alles erscheint in einem anderen Licht. Lebenswege ändern sich, wichtige Entscheidungen werden getroffen: Weil es beim Reiten nämlich einfach um so viel mehr geht.  


Abschied Nehmen

Nun ist es eine Woche her, dass ich von meinem kleinen Seelenpony Abschied nehmen musste. Ich wünschte, es wäre anders, aber dieses sensible Thema kommt auf jeden von uns zu, daher möchte ich einmal teilen, wie es mir beim Abschied nehmen ergangen ist. In der Hoffnung, dass dieser Text Trost spenden und euch in einer ähnlichen Situation helfen möge...

 

Es war bereits Wochen vorher absehbar, dass Nobody  und ich Abschied würden nehmen müssen. Er baute körperlich immer mehr ab, und die Nerven versorgten die Muskulatur der Hinterhand nicht mehr ausreichend. Kraft und Muskulatur schwanden, er bewegte sich immer unsicherer und konnte seine Hinterhand immer weniger kontrollieren. Schmerzmittel brachten eine deutliche Linderung, was mich aber eher noch trauriger stimmte, sprach es doch dafür, dass mein Pony permanent unter Schmerzen litt. Ein Blutbild zeigte keine erhöhten Entzündungswerte, auch die Versorgung mit Mineralstoffen war ausreichend - Nobodys Körper war einfach alt geworden.

 

Ihn so zu sehen, brach mir das Herz: Ich habe fast 25 Jahre mit ihm verbracht und daher länger mit ihm als ohne ihn gelebt. Es gibt wohl kaum ein Lebewesen, mit dem ich mich enger verbunden fühlte. Er war mein bester und längster Freund, der mich durch alle Höhen und Tiefen meines Lebens begleitet hatte. Hätte man mich nach meinem schlimmsten Alptraum gefragt, wäre die Antwort ohne zu Zögern immer gewesen: "Dass Nobody etwas passiert." Und nun stand ich vor der Entscheidung, ob ICH sein Leben zu seinem Wohl beenden sollte.

 

Im Endeffekt habe nicht ich diese Entscheidung getroffen, sondern er. Ich brauchte nur etwas Zeit, bis ich seine Entscheidung auch für mich akzeptieren konnte. Selten zuvor haben wir so eng und intensiv kommuniziert wie in den letzten Wochen, und er hat MICH getröstet, was eigentlich meine Aufgabe gewesen wäre. Ich erzählte ihm, dass die Tierärztin kommen werde, und erhielt darauf nur eine Frage: "Wirst du da sein?" Daraufhin musste ich weinen und sagte: "Natürlich werde ich da sein, ich bin doch immer da!" Zurück kam: "Dann ist es gut." Auch wenn es die Trauer nicht nehmen konnte, war ich doch getröstet. 

 

Am Tag selber war ich erstaunt, wie viel Kraft ich dann letztendlich doch aufbringen konnte. Ich habe nicht nur geschafft, zum Stall zu fahren, sondern ich war bis zum letzten Moment bei ihm - er ist in meinem Schoß eingeschlafen. Auch nachher konnte ich noch lange bei ihm sitzen und habe ihn letztendlich sogar mit abgedeckt. All dieses war für mich unglaublich wichtig: Ich wollte bei ihm sein, ich wollte bis zum Ende Abschied nehmen. Zu sehen und mitzuerleben, wie ruhig und friedlich er eingeschlafen ist, hat mir die Kraft für die nächsten Tage gegeben. Ich weiß, dass ich richtig und in seinem Sinne entschieden habe. Auch die Tierärztin war der gleichen Meinung. Sie sagte, man habe deutlich gemerkt, dass er bereit gewesen sei, zu gehen. 

 

Am Tag zuvor erschien über unserem Stall ein wunderschöner Regenbogen, den eine Stallkollegin für mich fotografiert hat.  Ich glaube fest daran, dass nicht alles mit dem Tod zu Ende ist und weiß, dass mein kleines Seelenpony nun gut aufgehoben ist. Ein Stück von ihm wird immer bei mir bleiben, und so muss ich mich nicht ganz von ihm verabschieden. Es gibt sie wirklich, die Regenbogenbrücke...

 

Besonders getröstet hat mich auch die kleine Geschichte, die mir eine andere Stallkollegin schickte. Jedes Pferd (und sicher auch jedes andere Tier) kommt mit einer (für uns unsichtbaren) Kiste Seifenblasen auf die Welt, und immer, wenn dieses Tier liebevoll angesehen oder gut behandelt wird, platzt eine Seifenblase. Manche Tiere haben, wenn sie über die Regenbogenbrücke gehen, noch sehr viele Seifenblasen in ihrer Kiste: Dann werden sie getröstet, denn ihr Leben war nicht schön. Andere Tiere kommen mit einer leeren Kiste an, gehen glücklich über die Regenbogenbrücke und wartet dort auf ihren Menschen, der sie stets geliebt und gut behandelt hat. Und Nobody hatte sicher eine ganz leere Kiste. Das glaube ich fest, und das macht mich glücklich. 

 

Wir können nicht verhindern, dass unsere Tiere irgendwann von uns gehen, aber wir können entscheiden, wie sie von uns gehen. Und wir haben es in der Hand, jeden Tag ihres Lebens glücklich und lebenswert zu machen.  


Von Rückenfit und Poweryoga

Seit dem November habe ich mich endlich überwunden und mich in einem Sportstudio angemeldet. Nicht etwa zum Gerätetraining, sondern zum Kurs „Rückenfit“ und zum Yoga. Mein Start im „Rückenfit“ war ziemlich blamabel: Eigentlich hatte ich mich als recht trainiert eingeschätzt, aber da lag ich offensichtlich falsch :). Besonders die Kraft fehlte mir doch anfangs ziemlich schnell, es wurde aber von Mal zu Mal besser, und ich merke, dass sich dadurch tatsächlich auch meine Haltung verbessert – was natürlich dem Reiten zu Gute kommt. Ähnlich ging es mir beim Yoga: Auch hier hatte ich eigentlich mit wenig Problemen gerechnet und mich eher auf Dehnung und Entspannung gefreut, aber da hatte ich die Rechnung wohl leider ohne den Wirt bzw. ohne die Yogalehrerin gemacht. In diesem Kurs sind hauptsächlich Fortgeschrittene, und es geht 90 Minuten durchgängig um Körperspannung, Kraft und Balance. Aber schließlich erwarte ich all das auch von meinem Pferd, und es tut sehr gut, einmal in die andere Rolle zu schlüpfen. Mir wird gerade bewusst, wie schwer es ist, permanent die Körperspannung zu halten, aber auch, wie sich dadurch das Körpergefühl verbessert. Ich lerne sehr viel über mich und kann dieses dann wieder auf das Pferd übertragen. Zum Beispiel, dass die meisten Haltungsschäden und Verspannungen vom falschen Gehen herrühren („Gehen ist Schreiten, eine kraftvolle Bewegung aus der Oberschenkelmuskulatur“), oder dass auch Dehnung im Prinzip Krafttraining ist. Dass es ruhig auch einmal wackeln darf („Absetzen und wieder die innere Mitte finden“) und dass man nicht nur sprichwörtlich auf die Nase fällt, wenn man die Balance verliert – Aua. Seitdem bin ich sehr viel geduldiger mit Nouri, achte gleichzeitig aber auch mehr auf seine (und meine) Körperspannung. Sobald ich mich darauf konzentriere, gewinnt er augenblicklich an Schwung.

Ich kann daher wirklich nur empfehlen, einmal die Rollen zu tauschen und selber Kraft, Balance und Körperspannung zu trainieren.